Menschen brauchen Märchen
„Haltet die Uhren an. Vergesst die Zeit. Ich will euch Geschichten erzählen.“ James Krüss
„Märchen können die Liebe der Menschen zueinander nicht ersetzen. Aber sie können die Wirklichkeit verzaubern und so ein bisschen besser machen.“ Astrid Lindgren
„Wir meinen nicht wirklich, dass das, was wir erzählen, auch wahr ist. Mögen Teile der Geschichte fortgetragen werden und Teile davon zu mir zurückkehren.“ Aus der Erzähltradition der Ashanti in Ghana.
Mit Jana Raile (siehe Foto und www.jana-raile.de), die in sehr berührender Weise „Der kleine Prinz” erzählte, bin ich zum ersten Mal mit Erzählkunst in Kontakt gekommen – einer Kunst, die Jahrhunderte lang z.B. im Orient verbreitet war. Dort zogen Märchenerzähler von Ort zu Ort und erzählten auf den Marktplätzen.
Durch das Erzählen kann ich der Fantasie der Zuhörer mit Worten Flügel verleihen. Ich kann die Vielfalt der Sprache einsetzen, kreative Modulationsmöglichkeiten der Stimme ausprobieren und dadurch in eine besondere Kommunikation zu den Zuhörern/Innen treten. So bietet sich eine Möglichkeit, Menschen aus einem oftmals grauen Alltag - zumindest für kurze Zeit – herauszuholen.
Der Alltag lässt kaum Muße für innere Einkehr. Die Fantasie bleibt oft auf der Strecke. Dabei ist gerade sie es, die das Leben bunt und abwechslungsreich macht. Das Märchen provoziert die Fantasie und lockt Bilder aus meiner Seele hervor, die der Alltag verborgen hält. Durch Märchensymbole, durch ein gefühlsbetontes Eintauchen in Märchenwelten öffnet sich das Unterbewusstsein, lässt mich innehalten und gibt mir so die Möglichkeit, neue Kraft zu schöpfen.
Märchen enthalten die Weisheit und Erfahrung der gesamten Menschheit, somit enthalten sie – in Symbolen verschlüsselt – auch Lösungen und Hilfen. Sie bewegen sich immer zwischen glücklich und unglücklich. Dabei verzweifeln die Märchenhelden nie an ihrem Problem. Sie arbeiten aktiv an ihrem Schicksal. Das Märchen gibt mir so die Gewissheit: Mit dem, was mich belastet, bin ich nicht allein. Märchen vermitteln Werte, die stets gleichbleibend und zuverlässig sind, damit vermitteln sie auch Sicherheit.
Märchen sind zeitlos und grenzenlos. Ähnliche Märchenmotive finde ich auf unterschiedli-chen Kontinenten. So kann ich in ein Märchen hineinschlüpfen und Grenzen überschreiten. Ich kann mich in eine Märchenfigur hineindenken und mich so verwandeln. Märchen geben mir auch die Möglichkeit, meine Grenzen nach innen zu erweitern. Tritt mir z.B. meine Angst in der Gestalt eines Menschenfressers entgegen, dann erkenne ich: Er stirbt, sobald er nichts mehr zu fressen hat.
So hilft mir das Märchen, mich zu verwandeln - Verwandlung ist Leben!
Die UNESCO hat das Märchenerzählen zum immateriellen Kulturerbe ernannt.
Ich erzähle
in Kindergärten - für Schulklassen - bei Kindergeburtstagen - in kirchl. Einrichtungen - bei Familienfeiern - bei Weihnachtsfeiern -
zu allen Gelegenheiten, bei denen kleine und große Menschen Lust haben, sich mit Worten in die Fantasiewelt von Märchen und Geschichten entführen zu lassen. Unter dem Punkt „Erzählveranstaltungen“ finden sie Fotobeispiele von Märchenerzählveranstaltungen an unterschiedlichsten Orten.
Das Erzählfest in Hannover im Stephansstift war ein ganz besonderes Ereignis. Deswegen stelle ich ihnen auch davon einige Fotos vor. Mit dieser Veranstaltung schloss unsere Ausbildung und wir mussten vor einem großen Publikum unsere „Gesellenprüfung“ ablegen.
In der orientalischen Erzähltradition heißt es: „Ein Meister ist nur der, der mindestens sieben Jahre als Geselle mit einem Meister mitgewandert ist.“
Da muss ich noch lange wandern!